Mein Bachelorstudium an der HSNR

Mein Bachelorstudium an der HSNR
Gebäude S, Hochschule Niederrhein, Mönchengladbach, 2024 © Annika Günther

Seit dem Wintersemester 2021/22 studiere ich an der Hochschule Niederrhein (HSNR) den Bachelor Ernährungswissenschaften. Mittlerweile bin ich im sechsten Fachsemester und absolviere ein Praxissemester beim BerufsVerband Oecotrophologie e. V. In diesem Blogbeitrag möchte ich mein Studium an der HSNR inhaltlich umreißen, meine Vertiefungsrichtung und entsprechende Module vorstellen und über positive sowie negative Eindrücke von meinem Studium berichten.

Zurück ins Campusleben!

Begonnen hat mein Studium im September 2021. Wir waren der erste Jahrgang, der seit Beginn der Pandemie wieder Präsenzveranstaltungen wahrnehmen durfte. Anfangs aber auch nur mit Maske, zeitweise auch ausschließlich mit FFP2 und einem tagesaktuellen Negativtest. Trotz der Umstände war es das aber absolut wert. Von Studierenden des Vorjahrgangs zu hören, dass coronabedingt nur Online-Veranstaltungen angeboten wurden und ein Campusleben mit Ersti-Woche und Essen in der Mensa nicht stattfinden konnte, ließ mich meinen Studieneinstieg so wie er war, sehr wertschätzen.

Die ersten beiden Semester waren im wesentlichen Grundstudium. Mit je fünf Modulen konnte man sich bereits nach dem ersten Studiendrittel eine gute Wissensbasis aufbauen. Neben den Lebensmittelwissenschaften und der Ernährungslehre wurden wichtige allgemeinwissenschaftliche Grundlagen in Biologie und Anatomie, Mathematik und Physik, anorganischer Chemie und Wirtschaft gelehrt. Das erste Semester war entsprechend vorrangig theoretisch. Im Gegensatz zu den Folgesemestern gab es im ersten Semester leider nur ein Praktikum in anorganischer Chemie. Laborpraktika haben mir nämlich schon von Anfang an am meisten Spaß gemacht.

 

Das zweite Semester ergänzte diese allgemeinwissenschaftliche Basis mit psychologischen, soziologischen und kommunikativen Modulen, die im darauffolgenden Semester vertieft wurden. Aufbauend auf der anorganischen Chemie, wurde die organische Chemie behandelt. Trotz dessen, dass mir bei den beiden Modulen (vor allem anorganische Chemie) persönlich der Ernährungsbezug fehlte, stellten diese eine essenzielle Grundlage für die sehr ernährungsspezifischen Module „Biochemie“ und „spezielle Biochemie“ der Folgesemester dar. Im Laufe des Studiums merkte man immer wieder, warum bestimmte Module des Grundstudiums durchaus wichtig waren, auch wenn sie erstmal keinen direkten Bezug zur Ernährung hatten.

 

Persönlicher Favorit war im zweiten Semester jedoch sicherlich das Modul „Ernährungsphysiologie“, in welchem wir uns einerseits einen Überblick über die grundlegenden physiologischen Ernährungsprozesse verschaffen und andererseits spannende und umfassende Kenntnisse zu den wichtigen Mikro- und Makronährstoffe aneignen konnten. Man war gleich nach dem zweiten Semester ein Experte für Vitamine und Mineralstoffe und hatte damit eine Wissensbasis, mit der man sich vom „Laien“ abgrenzen konnte.

Mein Langzeitprojekt – Die "Ernährungskommunikation"

Zusammen mit dem dritten Semester begann nun auch das Projekt- und Methodenstudium und damit sicherlich eins der prägendsten Projekte meines Studiums: das Langzeitprojekt (kurz LZP). Ein „Langzeitprojekt“ wird es deshalb genannt, weil es sich über drei Semester, sprich: bis einschließlich zum 5. Semester erstreckt. Wir hatten die Auswahl zwischen zehn verschiedenen LZPs: Neben Abnehm-Beratung und Lebensmittelchemie gab es Ökobilanzierung, wo Umwelteinflüsse von Lebensmitteln und Speisen ermittelt und verglichen wurden und Projekte wie „Taste The Future“ und „Science Kitchen“, die mit Nahrungsmitteln der Zukunft forschten und mit innovativen Lösungen für Lebensmittelverpackungen experimentierten. Von Kommilitonen hörte ich viel von praxisbezogener Arbeit in der Ernährungsberatung mit echten Fällen, Kooperationen mit Firmen wie Lindt und der Arbeit mit Fair-Trade-Konzepten, die letztlich tatsächlich dazu beigetragen haben, dass sich die Hochschule Niederrhein mit dem Titel „Fairtrade-University“ auszeichnen konnte – eine sehr vielseitige und spannende Auswahl für wertvolle Einblicke in die berufliche Karriere. Zum Ende des zweiten Semesters durften wir davon fünf der für uns interessantesten Projekte priorisieren. 

Laborpraktikum, Hochschule Niederrhein, Mönchengladbach, 2024 © Privat

Glücklicherweise kann ich sagen, dass ich mein Wunschprojekt dann auch bekommen habe: Mein LZP wurde das Projekt „Ernährungskommunikation“, das unter der Leitung von Frau Prof. Dr. Christel Rademacher Artikel und Posts zu ernährungswissenschaftlichen Themen, Veranstaltungen und News erstellt, überprüft und auf Plattformen wie der Hochschul-Homepage und Instagram veröffentlicht. Das ist jedoch nur die Oberfläche des LZPs. Neben Erstellung, Überprüfung und Veröffentlichung von Online-Medien wurde auch viel über wichtige journalistische Fragen diskutiert. „Wer sind unsere Leser*innen?“, „Was interessiert unsere Leser*innen?“, „Wie soll ich bestimmte Aussagen formulieren? Gibt es Risiken für Missverständnisse?“ (mit dem Hintergrund, dass stellvertretend im Namen der Hochschule kommuniziert wird) und „Sind die Quellen, die ich nutze seriös und sind die Daten, die ich für meinen Beitrag/Post nutzen will, für mein Thema passend/zur derartigen Verwendung vorgesehen?“ sind einige dieser Fragen.

 

Mir hat das Projekt sehr viel für meine berufliche Zukunft mitgegeben, denn die Redaktionsarbeit und der kreative Umgang mit den Medien hat mich begeistert. Wir konnten die gesamte Arbeit im Projekt frei und eigenständig gestalten. Von der Themenwahl über die Themenbehandlung bis hin zur grafischen Gestaltung, war alles uns überlassen. Natürlich mussten wir uns auf ein einheitliches Corporate Design einigen, doch auch hierbei konnte man im Team gut diskutieren, Ideen und Verbesserungsvorschläge kommunizieren. Neben der redaktionellen Arbeit wurden auch ganz neue Konzepte der Pressearbeit, neue Plattformen und Textarten ausprobiert und besprochen. Darüber hinaus konnte man den Nachfolge-Projektteilnehmern aus dem dritten Semester mit der Erfahrung, die man im Laufe des LZPs gesammelt hat, gute Unterstützung bieten. Das fand ich sehr schön, da ich dadurch merkte, wie viel ich selbst in drei Semestern Projektarbeit gelernt habe. Nach Abschluss des Projektes zum Ende des fünften Semesters, übergaben wir unser LZP in ihre Hände.

 

Als eine meiner persönlich wichtigsten und schönsten Studieninhalte, kann ich hierzu abschließend sagen, dass mir das LZP in allen seinen Facetten einen guten und wichtigen ersten Einblick in die beruflichen Schwerpunkte der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit bot.

Weiter geht's in Berlin

Berliner Fernsehturm, Berlin, 2024 © Privat

Meine Freude an dem Projekt und die Motivation durch meine betreuende Dozentin, Frau Prof. Dr. Christel Rademacher waren es, die mich dann auch zur Bewerbung für mein Praxissemester bewegten. Für ein Praktikum beim BerufsVerband Oecotrophologie e. V. mit dem Schwerpunkt Presse- und Öffentlichkeitsarbeit ging es für mich nach Berlin. Sicherlich eine der wichtigsten und schönsten Entscheidungen meines Lebens! Die Hürden der Wohnungssuche in Berlin und der Vereinbarung meines Praktikums mit der Semesterorganisation habe ich überstanden. Es hat sich gelohnt: Nun hatte ich die Möglichkeit, die Inhalte, die ich aus meiner LZP-Arbeit mitnehmen konnte, zu intensivieren. Und das nicht nur wie bisher, der Berufspraxis angenähert, sondern bei einem richtigen und dazu noch in der Welt der Oecotrophologie sehr bedeutsamen Verband, dem VDOE. Andererseits ist es natürlich auch die abenteuerliche Erfahrung ganz allein für fast ein halbes Jahr ans andere Ende Deutschlands in unsere schöne, vielseitige und belebte Hauptstadt Berlin zu ziehen. So habe ich neben der beruflichen Weiterbildung direkt auch eine Fülle an Lebenserfahrungen gewinnen können, für die ich unglaublich dankbar bin!

Was ich mir anders vorgestellt hatte...

Neben dem LZP beinhaltete das dritte Semester nun auch die relevanten Grundlagen für die Beratungstätigkeit: Methoden für die Erhebung des Ernährungsstatus und die Ernährungsplanung unter Berücksichtigung von Zufuhrreferenzwerten und aktuellen Konzepten vollwertiger Ernährung der DGE.

 

Etwas kritisch sah ich damals, dass wir in zwei Modulen Präsentations- und Beratungskonzepte und -methoden abhandelten. Sinnvoller hätte ich gefunden, das zweite Modul dazu nicht im Kernstudium einzubinden und zu einem Wahl- oder Vertiefungsfach der Vertiefungsrichtung 3: Ernährungs- und Gesundheitsberatung zu ernennen. Das Modul umfasste recht viele Praktikumstermine, in denen einfach nur Vorträgen von Kommilitonen gelauscht wurde und lange Feedbackrunden geführt wurden. Natürlich sind Erfahrungen zum Präsentieren wichtig und nützlich. Meiner Meinung nach übt sich so etwas bei der beruflichen Praxis, beziehungsweise in den weiteren Veranstaltungen im Studium aber sowieso. Und das dann auch mit viel mehr Konzentration auf die ernährungswissenschaftlichen Inhalte, statt auf die Präsentationsweise. Eine zusätzliche verpflichtende Veranstaltung dazu, fand ich nicht nötig. Lieber hätte ich das Praktikum „Ernährungsplanung“ und die Erstellung von Tagesspeiseplänen weiter vertieft. In dieser Veranstaltung hatten wir vergleichsweise wenige Termine und konnten lediglich ein Fallbeispiel behandeln. Das war vor allem vor dem Hintergrund schade, dass man mithilfe des Praktikums sehr spielerisch und anwendungsbezogen, einerseits viel über Lebensmittel und ihre Inhaltsstoffe und andererseits viel über den Menschen und seinen Bedarf lernen konnte. Und darüber, wie man diese Faktoren in der Ernährungsberatung miteinander abstimmt und in die Tagesspeiseplanung implementiert.

 

Die Soziologie und dessen Fortführung, als Bestandteil des Moduls Kommunikation fand ich hingegen sehr interessant. In diesen Modulen wurde sehr schön deutlich, dass neben den physiologischen und biochemischen Prozessen im Menschen auch die sozialen und kulturellen Aspekte von Ernährung, sowie die Psyche ebenso wichtige Rollen beim Verständnis von Ernährungsverhalten und Gesundheit spielen. Welche Zusammenhänge die Psyche, die Ernährungsumgebung und das Geschmacksempfinden haben, finde ich nach wie vor erstaunlich.

Vertiefung und restliches Studium

Das dritte Semester endete mit einer weiteren wichtigen Entwicklung: der Wahl der Vertiefungsrichtung. Zwischen folgenden vier Optionen konnten wir uns hierbei entscheiden:

 

– Vertiefungsrichtung 1: Ernährungskommunikation und Marketing
– Vertiefungsrichtung 2: Ernährungsmanagement
– Vertiefungsrichtung 3: Ernährungs- und Gesundheitsberatung
– Vertiefungsrichtung 4: Humanernährung

 

Durch die Wahl wurden im vierten, wie im fünften Semester neben den Kernstudienmodulen auch spezifische Module der Vertiefungsrichtung angeboten. Abhängig von der Vertiefungsrichtung gab es vorgegebene Pflichtmodule und im fünften und sechsten Semester eine Auswahl an Wahlpflichtmodulen. Ich habe die Vertiefungsrichtung 4: Humanernährung gewählt. In diesem Schwerpunkt geht es thematisch viel um pflanzliche Lebensmittelinhaltstoffe und ihre zahlreichen gesundheitsförderlichen Aspekte, die Vertiefung der Biochemie im menschlichen Organismus und mit dazu die verschiedenen ernährungsassoziierten Pathomechanismen sowie diätetische und ernährungsmedizinische Behandlungsansätze verschiedener Krankheiten.

 

Meine Favoriten unter den letzten Modulen meines Studiums waren ganz klar die ernährungsmedizinischen. Die Rolle der Ernährung bei der Prävention und Behandlung von Krankheiten sehe ich persönlich als eine der zentralen Kompetenzen der Ernährungswissenschaft. Zu lernen, welche Ansätze zur Diagnostik und Behandlung, sowohl ernährungstherapeutisch als auch medikamentös zur Verfügung stehen und wo die Forschung steht, war zwar sehr anspruchsvoll, aber auch bereichernd und spannend.

Mein Fazit

Insgesamt bin ich mit meinem Bachelorstudium an der Hochschule Niederrhein mehr als zufrieden. In drei Jahren konnte ich sehr viel Wissen in Theorie und Praxis aufbauen. Meine Interessensschwerpunkte konnte ich mit den umfangreichen Veranstaltungsangeboten gezielt fördern und die Praktika und Projekte boten mir wichtige erste Einblicke in meine berufliche Zukunft. Die schönen Campusveranstaltungen, die vielen neuen Bekanntschaften und Freundschaften, die ich machen konnte und die gemeinsamen Lernsessions mit ihnen, das Praxissemester und meine Zeit in Berlin – all das ermöglichte mir mein Studium an der Hochschule Niederrhein!

6
0

Verfasser*in: Tim Schulteis

Tim Schulteis studiert die Ernährungswissenschaft im sechsten Fachsemester im Bachelor an der Hochschule Niederrhein in Mönchengladbach. Seit Juni 2024 absolviert er sein Praxissemester beim VDOE mit dem Schwerpunkt Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.